Württembergischer Kegler- und Bowling-Verband e.V.


So beschreibt Wilhelm Wermuth, einer der wenigen "Chronisten" des Württembergischen Kegel- und Bowlingsportes, der sich als Landessportwart große Verdienste um den Wiederaufbau erworben hat. Aus den einleitenden Worten ist unschwer zu erkennen, daß es keinen klaren Nachweis der Verbandsgründung aus dieser Zeit gibt. Damals wie heute war und ist das sportliche Maß des Miteinanders der Verein. So wundert es niemanden, daß über die Vereinsgründungen die entsprechenden Protokolle der Gründungsversammlungen vorliegen, Namen, Orte und Beweggründe heute noch nachgelesen werden können. Aus diesen Protokollen ist aber auch zu entnehmen, daß sportliche Wettkämpfe und Meisterschaften die wesentlichen Ziele der Vereinsgründungen waren. Die Motoren der Gründungsbewegungen waren die schon länger tätigen Freizeitkegler und das Wissen, daß es in deutschen Landen schon erfolgreiche Bemühungen gab, Kegeln als Sport anzuerkennen.
Nun einen Werdegang der kegelsportlichen Entwicklung in Württemberg aufzuzeichnen, ist ohne einen Blick in die deutschen Lande und darüber hinaus, nicht möglich. Daß am 07. Juni 1885 in Dresden 227 Klubs den Verband Deutscher Kegelklubs gegründet haben, ist uns bekannt, daß aber beim deutschen Bundesfest vom 13. bis 17. Juni 1891 in Hannover ein deutsch-amerikanisches Kegelturnier stattfand, das mit je 10 Wurf auf Asphalt, Bohle und amerikanischem Parkett (später I-Bahn genannt) gespielt wurde, ist wohl weniger bekannt. Daß nach der Rückkehr aus Hannover am 09. September 1891 der American Bowling Congreß gegründet wurde, ist wohl noch weniger bekannt. Am 11. November 1922 wurde der Kegelsport in den Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen aufgenommen und damit Kegeln als Sport anerkannt.

Diese erfolgreichen Bemühungen des damaligen Bundesvorsitzenden, Thomas Osman, muß sich in den schwäbischen Landen schnell herumgesprochen haben, denn im Juni 1922 wurde der Kegelverein Stuttgart (den es heute noch gibt) gegründet, im August der Keglerverein Ludwigsburg (heute unter BSV Ludwigsburg bekannt und aktiv). Im selben Jahr wurde auch der heutige BSO Stuttgart aus der Taufe gehoben - und zum Jahresende ein Verein in Reutlingen. Im April 1923 meldete Heilbronn einen Verein und am 10. 06. in Ludwigsburg zwei weitere Vereine. Am 16. 09. 1925 entstand in Ulm ein, wie der Chronist vermerkt, rühriger Verein. Weitere Gründungen erfolgten am 23. 06. 1929 in Feuerbach und am 03. 07. 1932 in Esslingen. Am 23. September 1923 übernahm Paul Schluck den Bundesvorsitz. Unter seiner Leitung wurde das Kegeln in sportliche Bahnen gelenkt und einheitliche Maße für Kegelbahnen und Kegel festgelegt. Auch den Frauen das sportliche Kegeln zu ermöglichen, wie auch die Jugend für den Kegelsport zu gewinnen, gingen auf seine Aktivitäten zurück.
Zu dieser Zeit hatte der Deutsche Keglerbund bereits 50000 Mitglieder. Die weitere Zunahme machte eine Umorganisation notwendig. 1925 erfolgte die Einteilung in sieben Gaue. Die Schaffung des schwäbischen Gaues erfolgte 1928. Dieser Gau wurde beim DKB von Willy Arnold im Sportausschuß vertreten. Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage in den folgenden Jahren, Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit, wurde in Württemberg ein Mitgliederstand von ca. 800 erreicht. Da die schwäbische Lattenbahn vom DKB nicht als Sportbahn anerkannt wurde, tat man sich in der Mitgliederwerbung sehr schwer. In der Zeit vom 17. bis 25. Juli 1926 wurde das XVI. Bundesfest in Berlin durchgeführt. In einer Halle am Kaiserdamm wurden 59 Bahnen zur Verfügung gestellt. Am 17. Februar 1929 wurde die Amerikabahn als deutsche Bundesbahn einstimmig beschlos-sen. In der DKZ vom 29. Juni 1929 ist u. a. zu lesen: "Die Amerikabahn darf künftig nicht mehr der Vorzug verhältnismäßig kleiner Teile der deutschen Keglerschaft bleiben, sondern sie muß nach und nach Allgemeingut aller deutschen Gaue werden".
Der Internationale Keglerbund wählte am 18. Juli 1933 in Frankfurt Paul Schluck einstimmig zum 1. Vorsitzenden. 1936 rief Berlin die Jugend der Welt zu den Olympischen Spielen. Zur Feier des 50jährigen Bestehens des deutschen Keglerbundes wurden die V. Weltmeisterschaften nach Berlin vergeben. Vor der WM fanden auch die Deutschen Meisterschaften aller vier Bahnarten statt. Für diese Großveranstaltungen brauchte man einen entsprechenden Rahmen, daher wurden in die Deutschlandhalle 40 Bahnen, darunter acht Bowlingbahnen, eingebaut. Im Jahre 1938 wurden in Stuttgart die Europameisterschaften durchgeführt. In den ersten Kriegsjahren konnte der Sportbetrieb nur notdürftig aufrechterhalten werden. Die letzten Württembergischen Meisterschaften wurden 1943 durchgeführt. Bis 1946 ruhte dann der gesamte Sportbetrieb. Schon 1946 bemühten sich einige Kameraden im Großraum Stuttgart, in Ludwigsburg und in Heilbronn um Neugründungen von Kegelvereinen. Der im Krieg schwer verwundete Ludwig Schmauder war der Mann der ersten Stunde bei der Gründung des Verbandes. 1947 gelang die Bildung der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Sportkegler, die auch noch im selben Jahr Süddeutsche Meisterschaften durchführte. Zu dieser Arbeitsgemeinschaft zählten auch die Bayern. 1948 war es dann soweit. Verschiedene Fachverbände, darunter auch der Keglerverband, haben sich im Landesverband Württemberg zusammengeschlossen.
Waren vor dem Kriege die sportlichen Aktivitäten mehr auf Bowling gerichtet, der Hauptgrund war das Fehlen von Asphaltbahnen, und die Lattenbahn war leicht auf eine I-Bahn (Bowling- bahn umzurüsten), änderte sich das nach dem Kriege sehr schnell zu Gunsten der Asphaltbahn. Bis 1970 kamen die Verbandsvorsitzenden aus dem Bereich Bowling und auch aus Stuttgart. Erst mit der Amtsübernahme durch Eugen Lebsanft 1970 änderte sich beides. 3 598 Mitglieder zählte der Verband 1970 und es war an der Zeit Übungsleiter und Trainer für den Kegelsport im Lande auszubilden. Das Lehrwesen, wie es genannt wurde, war über Jahre ein festes Anliegen von Eugen Lebsanft. Am 14. Mai 1949 wurde in Frankfurt die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Sportkegeln gegründet. Damit war der Weg für die Landesfachverbände geebnet, die am 14. Oktober 1950 in Bielefeld den Deutschen Keglerbund als Rechtsnachfolger neu entstehen ließen.
Am 27. Januar wurde in Hamburg beim Länderspiel Deutschland gegen Schweden, anläßlich der Halleneinweihung, durch neun anwesende Länder die Förderation Internationale de Quilleur (FIQ) gegründet. Zum 21. Deutschen Bundesfest 1955 wurden in drei Gruga-Hallen in Essen 36 Bahnen eingebaut, darunter acht Bowlingbahnen, weil zugleich auch von der FIQ die Durchführung der Weltmeisterschaften auf Asphalt-, Scheren- und Bowlingbahnen an den DKB vergeben wurden. Im März 1956 wurde Peter Winkler aus Mannheim, als erstes DKB-Mitglied, vom Bundespräsidenten das silberne Lorbeerblatt verliehen. In Württemberg zeigt die Schul- und Lehrstruktur deutliche Erfolge. Im Asphaltbereich braucht sich Württemberg unter den 13 asphaltspielenden Ländern nicht zu verstecken. Seit Jahren sind in den A-, B-, C-Kadern des DKB württembergische Keglerinnen und Kegler vertreten. So zählt auch Renate Gromann zu den Trägerinnen des silbernen Lorbeerblattes, Liesbeth Kaiser, Monika Arnold, Martina und Cornelia Barth, Cornelia Wehling, haben internationale Geschichte für den DKB und den WKBV geschrieben. Beim Nachwuchs zählt Simone Schreiner, Reinhold Schädler, Carmen Stebich, Torsten Reiser, Sven Baier zu den berechtigten Hoffnungen und bei den Herren Reiner Buschow, Uwe Steimer und Thomas Aigner. Von Bowling sind in den Analen: U.a. Rolf Betzler, Georg Winter, Thilo Schweizer. In den Kadern: Sabrina Ruf, Franziska Grois, Monika Sommer, Dirk Völkel, Oliver Plewnia, Andreas Humm, und Oliver Panas. Auch im Funktionärsbereich wirkten Württembergische Damen und Herren mit. Wilhelm Wermuth, Gerth Bettinger, Harry Kappler, Eugen Lebsanft, Andreas Mann, Adolf Gmelin, Friedhelm Kirschbaum, Gabi Schilder und Rüdiger Baumgardt, um nur einige zu nennen.
Beim Mannschaftssport hat Württemberg schon lange das Dasein eines Mauerblümchens verlassen. Stuttgart war jahrelang im Spitzensport vertreten, vor allem bei den Damen, wo auch ein Deutscher Meistertitel zu feiern war. Ulm, Blaustein, Gerstetten, Ravensburg und Trossingen bei den Herren, Ulm, Gerstetten, Stuttgart/Nord und Schrezheim bei den Damen sind in der 1. und 2. Bundesliga vertreten. Mit dem neuen Strukturplan 1986 wurden die von den Bowling-Verantwortlichen betriebene Verselbständigung gestoppt, der Verband übergab die sportliche Verantwortung den Sektionen Asphalt und Bowling. Nach der Bestandserhebung des Württembergischen Landessportbundes (WLSB) sind mit Stand 01.01.1998 folgende Mitglieder gemeldet:
In 163 Vereinen sind 3172 Frauen, 7779 Männer, 1351 Jugendliche - gesamt: 12302. Unter dem Slogan "WKBV 2000" wird zur Zeit ein Strukturplan entwickelt, der eine straffere Organisation des Spielbetriebes und des Managements zum Inhalt hat und schon berücksichtigt, einen doch in naher Zukunft kommenden Zusammenschluß der drei Sportbünde Baden, Südbaden und Württemberg und daraus resultierend, die Bildung eines Baden-Württembergischen Kegler- und Bowling-Verbandes. Der dargestellte Entstehungsgang des Kegel-und Bowlingsportes in Württemberg beruht in seinen Daten und Namen auf eine Niederschrift des ersten Sportwartes des Verbandes nach dem Kriege, Wilhelm Wermuth, der auch Ehrensportwart des Verbandes war. Die Unterlagen wurden freundlicher Weise von seinem Sohn, Peter Wehrmuth, der ebenfalls lange Jahre verschiedene Funktionen im Verbandsvorstand ausübte, überlassen. Der Verfasser dieser Niederschrift hielt sich an die Vorgaben. Nicht richtig zitierte Daten, Namen oder fehlende Namen bitte ich zu entschuldigen.

Verfasser Siegfried Schweikardt